Das Rittergut Lützschena wird am 6. September 1278 erstmals urkundlich erwähnt. Friedrich von Merseburg kaufte das Gut für 80 Silbermark vom Markgrafen von Landsberg. 1404 erwarb Wilhelm von Üchtritz Lützschena. Immer wieder erlebten das Schloss und das Gut Kriege und Zerstörung. So verwüsteten die Truppen des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen 1547 Lützschena. Während des 30-jährigen Krieges plünderten Soldaten das Rittergut. Aber auch die regelmäßigen Überschwemmungen führten dem Gut, das unmittelbar an der Elster und dem Auenwald liegt, immer wieder massive Schäden zu.
Trotz dieser Ereignisse baute Wolf Rudolph von Üchtritz (1701-1728) 1756 die Brauerei auf dem Rittergut auf und setzte damit das Fundament für das Sternburg Pils. Der Sohn des Brauereibegründers Leberecht Carl v. Üchtritz (5.8.1728-1793) heiratete am 10.8.1756 Catharina Sophia von Breitenbauch (2.9.1733-6.5.1781), Tochter von Heinrich August von Breitenbauch (Rittergut Bucha) und sodann in 3. Ehe am 12.4.1785 Wilhelmina Eleonora Johanna v. Hendrich (~Coburg 23.07.1756), die Tochter von Eleonore Luise von Erffa. Ihm gelang das Privileg der Stadt Leipzig zu erlangen, Bier in Leipzig verkaufen zu dürfen. Der Besitz ging 1793 nach dem Tod von Leberecht Carl v. Üchtritz sodann auf die Tochter aus der Ehe mit Catherina Sophia, nämlich Maximiliane Ernestine Sophie von Klengel (geb. 13.3.1763-26.3.1830) über. Diese heiratete am 26.12.1781 Hans Moritz Alexander von Klengel, der am 20.9.1816 starb.
1813 wird Lützschena wieder vom Krieg betroffen. Kaiser Franz von Österreich bot Napoleon in der Mühle des Rittergutes Lützschena den Frieden an. Die Völkerschlacht führte zu weitreichenden
Nachteilen für das Rittergut. Lützschena gehört gerade noch zu Preußen. Die neuen Grenzen verlaufen am Ortsrand von Lützschena vorbei und führen zu deutlichen Einschränkungen für den Betrieb.
Am 22. Januar 1822 erwarb Maximilian Ritter von Speck, Freiherr von Sternburg (damals hieß er noch Maximilian Speck) bei einer Versteigerung das Rittergut von Lützschena. Damals handelte es sich
noch um einen zweigeschossigen Barockbau mit ausgebautem Mansardendach und einem in der Mitte aufgesetzten kleinen Turm. Zu diesem Zeitpunkt war Maximilian Speck von Sternburg bereits ein
international geachteter Unternehmer.
Ihm gelingt das Rittergut zu einem bedeutenden landwirtschaftlichen Betrieb aufzubauen. Maximilian Speck von Sternburg begründete eine bedeutsame Bildersammlung, die im Schloss für Besucher offenstand. Die Sammlung ist vollständig erhalten und stellt heute den wesentlichen Bestand des Museums für bildende Künste in Leipzig dar.
Die Aufmerksamkeit seiner Nachbarn und nicht zuletzt sogar einiger europäischer Fürstenhäuser erregte Maximilian Speck dadurch, dass er durch Beschaffung wertvoller Zuchttiere auch aus dem Ausland
vor allem die Schafzucht, aber auch durch die Züchtung eines Rinderstammes aus dem Schweizer Kanton Bern und die Einführung der Stallfütterung bis dahin nicht gekannte Ergebnisse in der
Viehwirtschaft erzielte. So wurde er 1825 vom Zaren Alexander I. nach St. Petersburg eingeladen, um in Vorträgen die gesammelten Erfahrungen weiterzugeben. Als Dank erhielt er den "Orden des heiligen
apostelgleichen Wladimir", verbunden mit einer Pension von jährlich 6 000 Rubeln, wodurch er in den Rang eines Ritters erhoben wurde.
Der bayerische König Ludwig I. verlieh der Familie Speck von Sternburg 1829 das Wappen, den Freiherrenstand und erlaubte ihm von nun an den Namenszusatz " von Sternburg" zu führen.
1864 ließ sein Sohn Alexander das alte Schloss abgetragen und durch einen Neubau ersetzen.
Alexander ließ das neue Schloss in einem Stil bauen, der sich an der englischen Neugotik orientierte. Es hatte zunächst drei Geschosse mit relativ flachen Dächern, die dadurch etwas verdeckt wurden,
dass die Mauern mit Zinnen abschlossen. So wurde erreicht, dass das Gebäude nicht überdimensioniert in der umgebenden Landschaft wirkte. Auch wurde der Baukörper dadurch aufgelockert und vertikal
gegliedert, indem die Eckbereiche vorspringen. Über dem südlichen Eingang wurde das Familienwappen als steinernes Basrelief angebracht. Im Innern fallen die Halle im Erdgeschoß sowie die mit reichen
Holzarbeiten gestaltete Treppe auf. Man nimmt an, dass der Leipziger Baurat Oskar Mothes den Bau leitete, zumal er bereits am Umbau der Schlosskirche im Jahre 1855 mitwirkte.
Bis zum Jahre 1945 bestand das Schloss ohne wesentliche Veränderungen. Nach der Enteignung der früheren Besitzer und der Auslagerung der Kunstsammlungen wurde das Schloss lange Zeit als
landwirtschaftliche Fachschule genutzt. Um nun zusätzlichen Wohnraum und Internatsplätze für Schüler zu gewinnen, wurde ein viertes Geschoß aufgesetzt, wodurch die Zinnen verschwanden und so ein
schmuckloses Flachdach den Abschluss bildet. Später stand das Schloss ohne eine Nutzung leer. Birken wuchsen aus der Fassade, Wasser drang durch das Dach ins Mauerwerk.
2002 kauften die Herren von Truchsess und von Erffa das Schloss vom Freistaat Sachsen und retteten es vor dem Verfall. Im Schloss und angrenzenden Marstall finden auch öffentliche
Veranstaltungen, wie Kunstausstellungen, Konzerte und Vorträge statt.
Näheres zum privaten, aber öffentlich zugänglichen Schloßpark finden Sie unter dem gesonderten Reiter Schlosspark
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